Orbhaus
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Das Haus der Leiselheimer Familien Orb-Lott war das repräsentativste
Gebäude des Dorfes. Elisabetha Lott-Orb war die Stammmutter der
zahlreichen Familien Lott in Leiselheim
(aus 1. Ehe) und der heute in Westhofen ansässigen Familien Orb
(aus 2. Ehe).
Der Schlussstein von 1740 über dem Torbogen enthält die
Initialen ihres Sohnes
H G O = Hans (Johannes) Georg Orb, ein begüterter Landwirt. Er war
Inhaber
einer Gastwirtschaft und Lizenz-Einnehmer (Steuereinnehmer) in der
Gemeinde Leiselheim. Heute noch wird hier Landwirtschaft betrieben.
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Geschichte zum Haus von Richard Roschy
Das „Orb-Haus“
Der Schlussstein über dem
großen Torbogen des Hauses in der Leiselheimer Winzerstraße Nr. 8 verweist auf
das Jahr 1740 und die Initialen HGO auf einen Johann Georg Orb. Das Gebäude
selbst aber ist wesentlich älter und Johann Georg Orb nicht sein Erbauer. Wann
es erbaut wurde, wissen wir nicht. Es könnte durchaus schon vor oder kurz nach
dem Dreißigjährigen Krieges errichtet worden sein. Eine Eigentümerin des Hauses
jedenfalls hat sowohl in Leiselheim wie in Westhofen bis heute Spuren, besser
gesagt Nachkommen, hinterlassen: Elisabetha Schmidt. Die Tochter des Johannes
Schmidt und dessen Ehefrau Katharina geb. Rinck (1663 – nach 1726) heiratete um
1680 in erster Ehe Johann Lorentz Lott. Dieser Ehe entstammten vier Kinder,
zwei Jungen und zwei Mädchen. Nach dem frühen Tod des Johann Lorentz Lott
(1695), ging sie mit Johann Jost Orb aus Pfeddersheim 1698/99 eine zweite Ehe
ein, aus der die drei Kinder Orb stammten:
Johann Christian (Gründer der Westhofener Familien Orb), Johann Georg (Jörg)
und Elisabeth. Die Nachkommen der Söhne Lott breiteten sich in Leiselheim stark
aus, während der Name Orb in Leiselheim keine, aber in Westhofen umso größere
Ausbreitung erfuhr. Die Namen der alten Leiselheimer Familien lassen sich fast
alle bis zu Elisabetha, geb. Schmidt,
verwitwete Lott, verheiratete Orb zurück verfolgen. Sie war eine „sehr
begüterte“ Besitzerin des herrschaftlichen Hauses und einer großen
Landwirtschaft, die ihr Sohn Johann Georg Orb nach ihrem Tod und dem ihres
Mannes Johann Jost Orb fortführte und erweiterte. Sein sorgfältig geführtes
Wirtschaftsbuch, von ihm bis Mitte der 1770er Jahre geführt und danach bis 1817
von Johann Philipp Lott fortgeschrieben, ist für einen Heimatforscher höchst
aufschlussreich.
Darin erfahren wir, dass
Johann Georg Orb neben seiner großen Landwirtschaft die beste Gastwirtschaft im
Dorf betrieb, die sogar über eine gut genutzte Kegelbahn verfügte und dass er
die Lizenz zur Branntweinbrennerei erworben hatte. Der Stein über dem Hoftor
weist auf umfassende Restaurierungsarbeiten in Haus, Scheune, Kelterhaus und der Branntweinbrennerei hin, die
ihm der aus Tirol nach Leiselheim zugewanderte Maurermeister Andreas Feil in
den Jahren nach 1734 ausführte. Mit dem Bauunternehmer vereinbarte Orb u.a.
auch, „den Torbogen oben mit einem neuen Schlussstein (zu) schließen und diesen
Bogen zu reparieren und zu streichen“. Demnach bezieht sich die Jahreszahl auf
umfangreiche Renovierungsarbeiten und die Initialen auf den begüterten Landwirt
und Gastwirt, in dessen Räumen sich auch die Herren der Ortsverwaltung
einfanden. Auch der Amtsbote des Oberamts
Alzey kehrte hier ein, wenn er eine neue
Verfügung der Regierung im Gepäck hatte. Während
die der Gerichtsschreiber abschrieb, stärkte
sich der Amtsbote im Gastraum „beim Orb“.
Über den Besuch (1735) des
französischen Kommissars und seiner Begleitung (General
mit Kammerdiener, Dolmetscher und Sekretär) und die Einquartierung und Verköstigung „von
denen französischen Völckern (fünf Offizieren, 4 Pfeifern und Tambour“ (vier
Tage lang im Jahr 1760) war er zweifellos wenig begeistert. Auf solche Gäste
hätte er bestimmt gerne verzichtet. Aber die Kurpfalz hatte leider den mächtigen
französischen Nachbarn, der im Kriegsfall auf die Neutralität der Pfalz keine
Rücksicht nahm.
Das stattliche Haus aber hat alle Kriegsnöte berdauert und ist noch heute ein Blickfang im Dorf. |