Das reformierte Schulhaus |
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Nach der
Kirchenteilung des Jahres 1705 musste die reformierte Gemeinde ein neues
Schulhaus bauen. Es entstand um 1730 neben der evangelischen Kirche.
In der Zeit dazwischen fand der Unterricht für die Kinder der Protestanten im
Rathaussaal statt. Nach dem Bau einer neuen Schule (1857) diente das ganze Haus
als Lehrerwohnung. Heute wird das Gebäude als privates Wohnhaus genutzt. |
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Geschichte zum Haus
von Richard Roschy Das erste evangelische Schulhaus
Die Reformation hatte dem
Streben nach Bildung und der Organisation des Schulwesens einen höheren
Stellenwert verschafft. Nach dem Verfall der Klöster, die bisher für den
Schulbetrieb zuständig waren, waren nun die Regierungen der Länder, in unseren
„rheinhessischen“ Dörfern also die kurpfälzische Regierung, in die
Verantwortung genommen. Sie verstand allerdings
ihre Aufgabe nur im Stile einer
„Schirmherrschaft“ und überließ die Regelung
des Schulwesens und die Anstellung von Lehrern noch bis 1828 den Kirchen.
Allerdings war ihr an einer, wenn auch nur minimalen Volksbildung – Lesen,
Schreiben und Rechnen – durchaus gelegen und sie erließ Appelle und Ermahnungen
an die Eltern, „ihre Kinder in die Schuhl zu schicken“.
Eine Privatinitiative
markiert den Beginn eines eigenen reformierten Schulbetriebs: 1727 vermachte –
wie es in der Schenkungsurkunde heißt -, „die tugendsame Catharina Esperin der
reformierten Gemeinde zum Bau eines neuen Schulhauses ein Stücklein Feldes bei
der Neukirch“, gemeint ist die 1716 fertig gestellte evangelische Kirche. Auf
diesem Platz hat 1728 die reformierte Gemeinde das neue Schulhaus mit
Lehrerwohnung errichtet.
Von
Beginn an war das neue
Schulhaus mit dem einzigen 25 qm großen Schulsaal eigentlich zu
klein geplant.
Trotzdem dauerte dieser Zustand bis zum Bau der „alten
Schule“ 1857 an. Die größte Gruppe der Einwohner in
Leiselheim
bildeten die Reformierten (zwei Drittel) mit etwa hundert
schulfähigen Kindern.
Da blieb dem Lehrer nichts anderes übrig, als die Klassen zu
teilen: Am Vormittag unterrichtete er die 6- bis 10jährigen
Kinder, am Nachmittag die Großen
(11 – 14). In der Sommerschule von Ostern bis Ende September
hatte es der
Schulmeister leichter, denn da besuchten nur weniger als die
Hälfte der
Schulkinder den Unterricht, denn sie mussten ihren Eltern in Haus, Feld
und
Garten behilflich sein. Wahrscheinlich war der Schulbesuch am
geringsten
während den arbeitsintensiven Wochen
(Getreideaussaat – Ernte – Weinlese). Im Winterhalbjahr
(von Allerheiligen bis
Ostern) aber war die Schulstube zum Bersten voll: bis zu 50 Kinder
vormittags
und etwa 50 nachmittags! Unvorstellbar! Trotzdem haben viele, wenn auch
keineswegs alle, Leiselheimer Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen
gelernt. Von
gestressten Lehrern aber liest man in den überlieferten Berichten
kaum etwas.
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