Friedrichs- oder Schellenmühle
Schon 1196 stand hier eine Mühle (Erwähnung eines nicht namentlich genannten Müllers aus Leiselheim). Bis etwa 1900 wurde hier Getreide gemahlen. Danach wurde das gesamte Areal in ein Fabrikgelände (chem. Industrie) umgewandelt. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts befand sich hier der Metall­verarbeitunsbetrieb der Firma Jennewein. Das Relief über der Tür, ein Mühlrad, erinnert an die älteste Leiselheimer Mühle. Die Zahl 1767 bezeichnet das Jahr, in dem Müller Friedrich diese Mühle übernahm. Die Mühle lag damals am Ortsrand.
                           

                Zurück zu Gebäude

Geschichte zum Haus
von Richard Roschy
Die älteste Leiselheimer Mühle, die Schellen- oder Friedrichsmühle

Ein Bachlauf in oder bei einem Dorf verbreitet eine idyllische Atmosphäre. Bis zum Beginn des vorigen Jahrhunderts dagegen war er von großer wirtschaftlicher Bedeutung, denn in Süddeutschland trieben die Bäche die Mühlen an. Eine der ersten namentlichen Erwähnung verdankt Leiselheim einer Mühle: Im Jahr 1196 bestätigt der Wormser Bischof Luppold den Empfang einer Summe Geldes, das er vom Leiselheimer Müller erhalten hatte. Dieser namentlich nicht genannte Müller betrieb die „Schellenmühle“ am südlichen Ende der heutigen Gerhart-Hauptmann-Straße, die älteste der drei Leiselheimer Mühlen. Es war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das letzte Haus am südlichen Ende des Dorfes. Aus der Anonymität treten die Besitzer der Schellenmühle erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges: Michael Klebsattel hieß 1659 der erste namentlich bekannte Müller; sein Schwiegersohn Johannes Dönges übernahm von ihm die Mühle. Ein Brand zerstörte die Mühle um 1690. 1692 kaufte Ulrich Bechinger den abgebrannten Mühlplatz und erbaute eine neue Mühle. 1725 wird Christian Hirsch als Schellenmüller erwähnt. 1772 erwirbt Ludwig Friedrich aus Pfungstadt das Gelände. Mehr als 200 Jahre bleibt das Unternehmen im Familienbesitz. In diesen Jahren bürgert sich der Name „Friedrichsmühle“ ein. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert setzt für viele kleine Mühlen eine Krisenzeit ein, dem im Grunde auch die älteste Leiselheimer Mühle zum Opfer fällt. Das endgültige Aus aber markiert ein Brand, ein ständiges Risiko eines Müllers, das zum Bankrott führte.

Eine chemische Fabrik bezog nun das Gelände (Adolph & Co GmbH Chem. Fabrik Leiselheim bei Worms). Auch dieses Unternehmen konnte sich nicht lange halten. Erfolgreicher war ab etwa 1925 die Firma Jennewein mit ihrer Schlosserei für etwa 50 Jahre.

Westlich des ehemaligen Mühlengeländes erstreckte sich ein ausgedehnter, zur Mühle gehöriger Grundbesitz, den die Lederfabrik Cornelius-Heyl AG bis zum Bachlauf (dem „Resibrückelsche“) erwarb. Hier entstand ein neues Siedlungsgebiet entlang einer Straße, die damals den Namen "Cornelius-Heyl-Straße" bekam. Der Bachlauf existiert heute nicht mehr und auch das „Resibrückelsche“ ist verschwunden. An den idyllischen Bachlauf erinnert nur noch die „Bachstraße“, die die heutige Dr.-Illert-Straße mit der Gerhart-Hauptmann-Straße verbindet und die so indirekt auf die Jahrhunderte alte Tradition des Mühlbachs hinweist, der einstmals drei Mühlen antrieb.
Zurück zu Gebäude