W
o r m s–L e i s e l h e i m
Aus
der Geschichte
Im Wonnegau -
nur 4 km von der geschichtsträchtigen Stadt Worms entfernt - liegt auf einem
hochwasserfreien, leichten Südhang aus fruchtbarem
Lössboden unsere
Vorortgemeinde Worms-
Leiselheim. Dr. Fr. M. lllert, der
frühere Wormser
Museumsdirektor hatte schon in den 1950er Jahren erforscht, dass
für Leiselheim
eine kontinuierliche
Besiedlung durch 4 Jahrtausende nachzuweisen
ist. Weitere neuere
Nachforschungen haben ihn bestätigt.
Gefäße aus der Jungsteinzeit
(Glockenbecher usw., Radnadeln aus der Bronzezeit,
Gebrauchsgegenstände aus der
Hallstatt- und Latenezeit) wurden gefunden. Viele Funde erinnern an das
Leben der Römer im 4.
Jh. in ihren villae rusticae auf Leisel- heimer Boden. Wir
können von drei dieser
Siedlungen ausgehen. 1987 gelang es Spezialisten vom
Landesamt für Archäologie
fünf unversehrte Sarkophage freizulegen (Ecke Pfeddersheimer
Straße / im Grund)
und wissenschaftlich genau auszuwerten.
Urkundlich
wurde Leiselheim verhältnismäßig erst
spät erwähnt: 1141 als Luzilheim.
Das
althoch- deutsche Wort „luzil“ klein und die Endung
„heim“ deuten auf eine
fränkische Niederlassung hin - um 500 n. Chr.
Wie
Worms, das im Mittelalter Kreuzungspunkt von wichtigen
Fernstraßen war, musste
auch Leiselheim immer wieder Durchzüge von
Völkern, Armeen und Soldaten
erdulden. Der 30-jährigen Krieg (1618- 1648) und die Zerstörung
der Pfalz 1689
brachten Tod, Zerstörung und Armut. Gegen Ende des
30-jährigen Krieges suchten
die wenigen Überlebenden Zuflucht in der
mauergeschützten Stadt Worms. 1689,
als Worms vollkommen niedergebrannt wurde, flüchteten
die Einwohner auf
Rheininseln. Man kann sich gut vorstellen, wie die
Zurückkehren- den ihren
verlassenen Wohnort vorfanden. Zwei Nach- barn stritten um die ehe- mals
gemeinsame
Grenze, „weil sie nicht wussten, wo der Schaden hinge- gangen
ist." Manche
nach 1700 neuerbaute Häuser, z. T. auch von Neubürgern errichtet, stehen heute
noch und zeugen von dem langsam entstehenden „Wohlstand"
und dem
Aufstreben der Dorfbevöl- kerung. Die Geheimkeller und
-gänge mussten aber auch
in Zukunft immer wieder in Anspruch ge- nommen werden.
Leiselheim
gehörte zuerst zu dem Besitz des Wormser Hochstifts. Als Lehen kam
es dann zum Teil zu den mächtigen Herren von Stauf
und dann zur Hälfte zu den
Grafen von Nassau-Saarbrücken. Im Laufe der Zeit wurde der
Pfalzgraf in
Heidelberg, dessen Gebiet ringsum lag, immer mächtiger, das
Bistum Worms jedoch
immer schwächer. Um 1700 gelangte
Leiselheim dann vollkommen in den Besitz des Pfalzgrafen und wurde dem
Oberamt
Alzey unterstellt. Boten zu Pferd
überbrachten von dort die
Anordnungen des pfalzgräflichen Amtmanns in die
Kurpfälzer Dörfer. Die
Leibeigenen hatten sich genau danach zu richten. In Leiselheim
überwachte dies ein Unterfauth.
Sein Wappen ist immer noch in der Dr.-lllert-Straße zu sehen.
Die
Auswirkungen der französischen
Revolution und die spätere Herrschaft
Napoleons veränderten sehr das Leben unserer Vorfahren.
Leiselheim gehörte nun
etwa ein Jahrzehnt lang zu Frankreich, zum Departement
Donnersberg mit Sitz in Pfeddersheim.
Französisch war als Amtssprache vorgeschrie- ben. Viele Leisel- heimer mussten bald
für Napoleon kämpfen und einige kehrten nicht mehr in
die Heimat zurück. Die
französische Zeit brachte jedoch auch Fortschritte: Den Code
Napoleon (das
französische Zivilgesetzbuch), in dem den Bürgern
mehr Rechts- sicherheit als je
zuvor gewährt wurde.
Nach
Napoleons Niederlage wurde Europa neu geordnet. Leiselheim
gehörte ab 1816 zur
Provinz Rheinhessen und zum Großherzogtum
Hessen-Darmstadt bis zur Neubildung
des Bundeslandes Rheinland-Pfalz verblieb.
1705
hatte Leiselheim 239 Einwohner; 200 Jahre später lebten hier
1.000 Einwohner,
heute sind es mehr als 2.000. Trotz der Neubaugebiete hat sich unser
Dorf den
ländlichen Charakter bewahrt.
Zwei Kirchen
prägen das Dorfbild: Die
kath. Kirche baute man 1933/34 an der Stelle, wo ursprünglich
das alte
Gotteshaus stand: Ein romanischer Bau kleineren Ausmaßes, der
1831 wegen
Baufälligkeit ab- gerissen werden musste. Diese alte Kirche
war dem Heiligen
Lauren- tius geweiht. Die Gemeinde Leisel- heim hat den Laurentius-Rost
von Alters
her in ihr Ortswappen übernommen. Die Reformierten, hier in
der Mehrzahl,
konnten 1716 ihre eigene Kirche einweihen, nachdem die alte
Laurentius-Kirche
den kath. Mitbürgern zugesprochen worden war. Die
Lutherischen hatten ihren
Treffpunkt mitten im Dorf.
Stolz konnten
die Leiselheimer auf ihr altes Dorfrathaus von 1548
sein. Es war eines der
Ältesten in der ganzen Umgebung. Es zeugte von dem
aufkeimenden
Selbstbestimmungswill, der durch die Bauern- schlacht im
benachbarten
Pfedders- heim 1525 nicht unterdrückt wurde. Nach jahrelanger
Vernach- lässigung
durch den Eigentümer (die Stadt) musste es 1974
abgetragen
werden. Einige besondere Steine
konnten gerettet werden und wurden auf dem ehemaligen Standort des
Rathauses
(Rathausplatz) zur Erinnerung angebracht.
Viele
Neubürger haben sich in den letzten Jahren in Leiselheim gut
eingelebt. Die Bewohner
schätzen die Nähe zur Stadt Worms, das intakte
Vereinsleben, die gute
Nachbarschaft und auch den guten Leiselheimer Wein,
der
schon im Jahr 1227
Erwähnung fand.
Erstellt 10/2011
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